Ich liebe meine Freunde.
Meine Freundinnen sind die Art von Freundinnen, die dir selbst gebackene Plätzchen an Weihnachten per Post schicken und einen aufmunternden Brief mit Fotos wenn dein Hund stirbt.
Es ist die Art von Freunden, die dich besuchen kommen wenn es dir richtig schlecht geht. Damit meine ich keinen Liebeskummer, sondern ein – völlig am Boden inmitten deiner existenzielle Krise – schlecht. Die Art von Freundinnen, die es dann immer noch schaffen, dir das Gefühl zu geben, dass es noch ein Weiter und ein Zurück gibt.
Die Art von Freunden.
Trotz all dem sind da immer wieder diese Auszeiten. Eine Art Blaupause für alles kommende, in der ich einfach nicht reden, weinen, lachen oder irgendetwas möchte. Eine Art, einmal eine Zeit lang nicht existieren.
Es übermannt mich und schon sind drei Wochen um und unzählige Anrufe, Trauerbekundungen und Beschwerden von meiner Familie und Freunden auf dem Handy, über meinen plötzlichen sozialen Tod.
Wie gerne hätte ich das „bohemian gypset“ Leben als Ausrede, ein Van-Life als unabhängige Yogalehrerin entlang der Westküste Europas oder wenigstens lange Wanderungen zum Santiago de compostela mit schlechtem Handyempfang entlang des Weges.
Die Wirklichkeit aber ist so viel uninteressanter. In der Wirklichkeit hat mein Konto einfach hin und wieder Filterkaffe-Käsebrot-Stand, ich schaue zum hundertsten mal alle Folgen der Gilmore Girls und tagelanges Nichtwaschen soll ganz gut sein für den PH-Wert der Haut.
Und dieses uninteressante, völlig sinnlose Nichtstun an sich ist bestimmt auch nicht so ungesund wie manch einer denken mag.
Dieses süße soziale Koma aber wäre nichts, wenn ich nicht wüsste, dass die Menschen, die ich liebe derweil Pläne schmieden, sich verabreden, vielleicht hier und da einmal das Tempolimit überschreiten und mir dann im Nachhinein von all dem berichten.
Ich liebe meine Freunde denn so vieles wäre ohne sie nicht das Gleiche, vor allem meine kleine Auszeit wäre ein Nichts.